Zucht
Auf dieser Seite wird die Zucht, aber auch daraus resultierende Risiken für Meerschweinchen im Mittelpunkt stehen.
Diese Seite wird immer weiter ergänzt, da es sehr viel zu dem Thema zu sagen gibt, und meine Erfahrungen, die hier miteinfließen sollen, steigen.
Mein Wissen beziehe ich aus verschiedenen Büchern zum Thema Meerschweinchen sowie eigenen Erfahrungen.
Wissenswertes zur Zucht
Was ist Zucht?
Zucht ist die geplante und zielgerichtete Zusammenführung des Meerschweinchenpaares. Die Elterntiere werden nach bestimmten (nach dem Zuchtziel orientierten) Merkmalen und Eigenschaften ausgesucht. Die Eigenschaften sollen sich stabil auf die Nachkommen vererben.
Gemeinsames Ziel der (meisten) Züchter ist es, gesunde und schöne Tiere zu züchten.
Welche Zuchtmethoden gibt es?
Linienzucht
Linienzucht ist die geplante Rückverpaarung eines Jungen mit einem Elternteil. Es sollen hier versteckte Fehler aufgedeckt werden und gute Anlagen gefestigt werden. Treten bei konsequenter Linienzucht keine nachteiligen Fehler auf, so handelt es sich bei diesen Linien um sehr vitale und robuste Tiere. Hier ist natürlich viel Erfahrung und eine fortlaufende, strenge Zuchtauslese erfoderlich.
In der Linienucht wird z.B. Die Tochter mit dem Vater rückverpaart, die gemeinsame Tochter wieder an den Vater usw.
Inzucht
Inzucht ist eine Verpaarung unter verwandten Tieren, dies kann Mutter/Sohn, Vater/Tochter, aber auch mal Bruder und Schwester sein. Hier sollen bestimmte Rassemerkmale herausgezüchtet werden, aber auch wieder Gendefekte aufgedeckt werden.
Inzucht kann jedoch auch auf Kosten der Vitalität gehen, da sie nicht nur in auf- und absteigender Linie betrieben wird.
Fremdzucht
ist die Zucht mit Tieren, die nicht miteinander verwandt sind. Hier kann es zu vielen Überraschungen kommen, da man nicht weiß, was die Meerschweinchen von ihren Vorfahren geerbt haben.
Ab wann ist eine Verpaarung zweier Meerschweinchen möglich und sinnvoll?
Geschlechtsreife
Die Geschlechtsreife tritt beim Weibchen mit ca. 4 - 5 Wochen ein.
Das Böckchen ist mit ca. 6-8 Wochen geschlechtsreif, manche "Frühreifen" versuchen schon es schon mit 2 Wochen. Es wird von Böckchen erzählt, die bereits mit 3 Wochen ihre Mutter oder Geschwister gedeckt haben.
Ich trenne meine Böcken mit 4 Wochen von der Mutter, extrem "frühreife" und schwere Böcke müssen auch schon mal mit drei Wochen in den Böckchenkinderstall, dies war bei mir aber erst bei einem Jungbock der Fall.
Zur Zucht gehören jedoch erst Tiere, die mindestes 700g wiegen und vier Monate alt sind.
Wird ein Weibchen füher zur Zucht eingesetzt, so führt dies in der Regel zu Wachstumsstörungen. Aussdem ist das Geburtsrisiko erhöht. Die Sterberate der Weibchen ist höher.
Der Bock sollte auch nicht zu klein und zu leicht sein. Ein zu kleiner Bock kann von einem dominaten Weibchen so eingeschüchtert werden, dass ihm die Lust vergeht und er wird sich evtl. auch später nicht trauen, ein Weibchen zu decken.
Was sollte man vor der Verpaarung bedenken?
Bevor man sich entscheidet, ein Meerschweinchenpaar zusammen zu setzen, sollte man gewisse Punkte geklärt haben:
Haben die Tiere das richtige Alter: Ein Weibchen sollte ca 4 -6 Monate alt sein und ca 700 - 800 g wiegen. Weibchen, die erheblich füher dieses Gewicht erreichen, sollten evtl. auch früher zum Bock, da bei sehr schweren Weibchen eine erhöhte Toxikosegefahr vorliegt.
Weibchen sollten bei der ersten Trächtigkeit auch nicht älter als 1 Jahr
sein, da es szu Komplikationen kommen kann. Ältere Weibchen nehmen
schwerer auf, tragen sehr große Babys aus oder haben evtl. Schwierigkeiten bei der Geburt, da Ihr Becken verknöchert und so nicht mehr so elastisch ist wie bei jüngeren Tieren oder bei Weibchen, die bereits einmal geworfen haben.
Haben beide Tiere eine gute Konstitution?
Sind sie gesund und munter, wiegen sie genug um die Belastung von Decken (auch das Böckchen braucht eine gute Kondition, da das dauernde Aufreiten auf dem Weibchen viele Kalorien verbraucht und die Böcke oft bis zu 100 g abnehmen) und die Tragzeit problemlos zu überstehen.
Gesunde Tiere sind hilfreich für ein gutes Zuchtergebniss.
Passt Das Paar in Farbe und Rasse zueinander?
Sind die Tiere miteinander so verwandt, dass es Nachteile für die Babys haben könnte.
Hat man diese Punkte abgeklärt, steht dem Zusammensetzen der Tiere nichts im Weg.
Die verläuft die Brunst?
Außerhalb der Brunst ist der Scheideneingang bei Weibchen durch eine Membran fest verklebt. Sie beginnt sich am Tag der Vorbrunst leicht zu öffnen, ist am Tag der Hauptbrunst ganz offen und schließt sich am darauf folgenden Tag wieder (Nachbrunst). Die Hauptbrunst dauert 24Std., aber nur ca. 10 Std. innerhalb dieser Zeit ist das Weibchen empfangsbereit.
Der Brunstzyklus des Weibchens beträgt 16 - 18 Tage.
Wichtig: In Einzelfällen ist der Zyklus instabil, und kann durch die Anwesenheit eines Bockes ausgelöst werden.
Das Böckchen reitet in dieser Zeit immer wieder auf. Mit wiegendem Schritt und lautstarkem Geknatter versucht er an des Weibchen heranzukommen. Er beriecht Ihre Analgegend und bespritzt sie mit Urin. Er markiert sein Revier, indem er sein Hinterteil über den Boden reibt. Ist das Weibchen nicht brünstig wehrt es den Bock mit gezielten Urinspritzern oder sogar Bissen ab.
Ist es bereit für den Deckakt, so legt es sich hin und hebt dabei Ihr Hinterteil an. hat man das Glück gerade in der Nähe zu sein, kann man den Decksprung beobachten.
Findet man nach der Paarung einen weißlichen, wachsartigen Pfropfen, so ist dies der Beweis einer erfolgreichen Paarung. Dieser Wachspfropf verschließt die Vagina nach der Paarung um zu verhindern das das Sperma wieder herausfließt, nach ein paar Stunden fällt dieser dann wieder heraus.
Und wenn das Weibchen trächtig ist?
Tragzeit
Die Tragzeit beträgt normalerweise 68 Tage , aber auch am 67 Tag oder erst am 72 Tag kann der Wurf kommen. Dies ist mit abhängig von der Anzahl der heranwachsenden Babys.
Zwischen der 4.-6. Woche nimmt das Weibchen deutlich an Umfang zu. Mit etwas Geduld und Erfahrung kann man ab der 7. Woche auch erste Bewegungen der Babys fühlen. Nun muss das Weibchen mit Vorsicht behandelt werden. Es darf keinem unnötigem Stress mehr ausgesetzt werden. Beim Herausnehmen muss der Bauch mit der ganzen Hand gestützt werden. Zum Ende der Trächtigkeit haben die Weibchen rund ein Drittel bis die Hälfte des eigenen Gewichtes zugelegt! Das ist eine große Belastung für den Körper und erfordert eine optimale Versorgung des Muttertieres. Manchmal allerdings kommt es zu einer Leberstoffwechselentgleisung. Diese führt sehr schnell und fast ohne Heilungschancen zum Tod des Muttertieres, leider meistens auch des gesamten Wurfes.
Das große Ereignis steht bevor:
Geburt um mehr zu sehen, ins Bild klicken
Meerschweinchen haben mit 10 Wochen eine lange Tragzeit. Steht der Geburtstermin bevor, darf kein Böckchen bei dem Weibchen sitzen, da das Weibchen sofort nach der Geburt wieder brünstig ist. Ebenso sollten andere tragende Weibchen, die nicht kurz vor der Geburt sind woanders sitzen. Meerschweinchenweibchen helfen sich manchmal bei der Geburt und das Fressen der Eihaut oder eines Mutterkuchens, das Säugen der Babys, oder alleine der Fruchtwassergeruch können Wehen auslösen und dadurch zu Früh- oder Fehlgeburten führen.
Vor der Geburt ist die Schambeinfuge völlig geschlossen. Ca. eine Woche vor der Geburt weitet sich das Becken und man kann beide Knochenenden fühlen. Wen ein Daumen in die Schambeinfuge passt, steht die Geburt in den nächsten 48 Std. bevor.
Meerschweinchen bauen keine Nester, die brauchen sie nicht, die Babys sind Nestflüchter. Trotzdem sucht sich das Weibchen oft bereits einige Tage vor der Geburt eine Ecke oder ein Häuschen aus, in dem es werfen möchte.
In der Regel werden Babys in Kopflage geboren (wobei ich bereits zweimal eine Geburt gesehen habe, in der die Füße zuerst kamen. Beide male musste ich helfend eingreifen). Die Mutter befreit sofort den Kopf von der Eihaut, damit das Baby atmen kann. Später frisst sie Eihaut und Mutterkuchen der Babys und nimmt dadurch wichtige Hormone und Nährstoffe zu sich, die sie für die weitere Versorgung der Babys benötigt. Übrigens gibt es pro Baby eine Plazenta. Bei einem großen Wurf, z.B. 6 Babys, habe ich des öfteren gesehen, dass nicht jede Plazenta gefressen wurde. Wichtig ist, dass die Mutter mindestens eine Plazenta frisst, um sich mit den notwendigen Hormonen (für die Milchproduktion) zu versorgen.
Die Babys sind da:
Meerschweinchen bekommen in der Regel 1 - 6 Junge, meistens jedoch 2-4. Ich hatte ein Meerschweinchen mit einem Achter-Wurf, den sogar alle überlebt haben.
Die Jungen wiegen zwischen 60 und 150 g. Ein Einzelkind kann sogar noch schwerer sein.
Meerschweinchenbabys kommen als Nestflüchter auf die Welt, das heißt, sie sind wie alle Nestflüchter bereits weit entwickelt, können laufen und ihren Geburtsort verlasssen. sie sind sofort nach der Geburt recht selbständig. Je nach ihrer Konstitution können sie schon ab dem ersten Tag im Käfig herumwuseln und naschen bereits an Heu und anderem Futter. Ich hatte Meerschweinchenbabys, die die ersten Tage im Geburtshäuschen geblieben sind, bis sie sich hervorgewagt haben, andere sind bereits nach drei Stunden munter hinter der Mutter her. Die Konstitution richtet sich außer nach Größe und Gewicht, auch danach, wie gut die Meerschweinchenbabys die Geburt überstanden haben oder wie ausgereift die Babys zur Welt gekommen sind.
Die Mutter säugt ihre Babys 3 - 4 Wochen. In einem Alter von 4 Wochen und 250g schwer können die Babys von der Mutter abgesetzt werden.
Aufzucht mutterloser Jungtiere:
Manchmal kommt es vor, dass man Jungtiere ohne Mutter aufziehen muss. Dies kann sein, weil die Mutter kurz nach der Geburt gestorben ist, oder die Mutter keine Milch hat. Hilfreich ist es, wenn man jetzt eine Amme zur Verfügung hat. Wenn man selber kein weiteres Meerschweinchen mit Babys unter 10 Tagen hat, kann man bei Züchtern nachfragen, ob woanders gerade eine mögliche Amme vorhanden ist. Damit die Amme die Babys annimmt, reibt man diese mit Einstreu aus dem Käfig der Amme ab. So nehmen die fremden Babys den Stallgeruch an. Auch ein Tropfen Muttermilch auf die Nase der neuen Babys kann hilfreich sein.
Ist keine Amme vorhanden, muss man die Babys von Hand aufziehen. Hierfür gibt es viele Rezepte und fast jeder Züchter hat sein eigenes Rezept, mit dem er gute Erfahrungen gemacht hat. Eine einfache Möglichkeit ist die Aufzucht mit Katzenmilch oder Babyheilnahrung. Die dünnflüssige Milch wird mit Hilfe einer Einwegspritze, besonders eignet sich die 1 ml Insulinspritze mit Gummipuffer (natürlich ohne Nadel!), in das Mäulchen geträufelt. Man muss aufpassen, dass das Baby die Milch nicht in die Lunge bekommt. Alle zwei Stunden müssen die Babys gefüttert werden, auch nachts. Nach dem Füttern muss die Analgegend mit dem Finger solange massiert werden, bis das Baby Kot und Urin absetzt, damit keine Verdauungsprobleme entstehen. Damit die Babys warm bleiben, benötigt man eine Infrarotlampe oder ein Heizkissen auf unterster Stufe. Die Babys müssen aber die Möglichkeit haben, die Wärme so zu nutzen, wie sie diese brauchen, sie müssen also auch aus der Wärme weggehen können. Die Babys brauchen nur die erste Woche auch Nachts Futter. Mit der Zeit sollte die Milch mit Schmelzflocken und Karottenbrei aus dem Gläschen angerreichert werden. Auch die Vollkornobstbreie aus dem Gläschen schmecken den Babys sehr gut. Bei "Leichtgewichten" kann Honig für notwendige Kalorien sorgen. Ascorbinsäure sorgt für das notwendige Vitamin C. Von anderen Meerschweinchen lernen die Kleinen jetzt, was man noch alles so essen kann, deshalb sollten die Babys auf Dauer auch Kontakt zu älteren Meerschweinchen haben. Von diesen können sie am schnellsten lernen, wie sich ein Meerschweinchen verhält, was es frisst, wie man eine Trinkflasche benutzt.
Das junge Meerschweinchen
Junge Meerschweinchen beim Gruppenliegen.
Besonders für Jungtiere ist die Gruppenhaltung zum Erlernen des Sozialverhaltens unerlässlich.
Mit 4-6 Wochen wird das junge Meerschweinchen von der Mutter getrennt. Es ist dann aber noch nichterwachsen.Es braucht - wie jedes junge Tier - noch eine ausreichende Sozialisierungsphase. Ideal ist es, wenn ein junges Meerschweinchen mit anderen, gleichaltigen und älteren Meerschweinchen leben kann. Aber mindestens ein Meerschweinchenpartner ist notwendig, wenn dass Jungtier von der Mutter getrennt wird.
Die Gruppenhaltung ist für Meerschweinchen die einzige artgerecht Haltung und deshalb unbedingt anzustreben!
Man kann sowohl reine Weibchen-Gruppen als auch reine Männchen- Gruppen (siehe dazu den Artikel über Bockhaltung von Sandra Haverkamp) halten oder 1 Gruppe bestehend aus mehreren Weibchen mit 1 kastrierten Bock.
Ein unkastrierter Bock mit Weibchen ist nur bei einer Zucht sinnvoll. Hierbei müssen dann alle zur Zucht relevaten Dinge beachtet werden.
Wie viele Tiere man zusammen halten kann ist natürlich von der Gehegegröße anhängig. Jedes Tier soll die Chance haben, sich auch mal von den anderen zurückzuziehen. Das heißt mehrere Häuser sind wünschenswert, selbst wenn Meerschweinchen fast immer zusammen im selben Haus liegen.
Innerhalb jeder Gruppe bilden Meerschweinchen untereinander mehr oder weniger enge Freundschaften, nicht alle verstehen sich gleich gut miteinander. Jedes Meerschweinchen ist ein eigenes Individuum mit unterschiedlichen Charakterzügen.
Manche Jungtiere bleiben beim Züchter. Sie wachsen dadurch sehr stabil und stressfrei heran. Aber da nicht jedes Tier bleiben kann und ja auch andere nette Menschen nette Meeries möchten, steht für einige Jungtiere ab der 4 Woche ein Umzug an.
hier folgen bald mehr Infos
Besonderes in der Zucht:
2. Schimmel- und Dalmatinerzucht
4. Quarantäne